In das Projekt Mathe.Kind ist die Ausbildung von angehenden Lehrkräften im Bereich der Diagnose und Förderung von Schüler*innen mit Schwierigkeiten beim Mathematiklernen im besonderen Maß eingebettet. Hierfür wurde eine Seminarstruktur konzipiert, bei denen die Studierenden im Laufe eines Semesters zunächst eine theoretische Grundlage erwerben und diese dann in der Planung und Durchführung von diagnostischen Interviews und Fördersitzungen anwenden.

Im folgenden wird die Seminarstruktur genauer dargestellt:


Anlass für das Seminar

Eine der vielen besorgniserregenden Nachrichten aus der PISA Studie des Jahres 2009 war, dass ca. 20 % der deutschen Schüler*innen am Ende der 9. Klasse nur über rudimentäre mathematische Kenntnisse verfügen. Anders lässt sich also formulieren, dass nicht alle Kinder im Laufe der Grundschulzeit ein solides Fundament für die weitere Entwicklung im Fach Mathematik aufbauen. Die Defizite befinden sich vor allem im Bereich des grundlegenden Verständnis von Zahlen und arithmetischen Operationen und in der Möglichkeit das bisherige Wissen auf neue Problemstellungen anzuwenden.

Die fehlerhaften Vorstellungen und Strategien der Schüler*innen können in vielen Fällen zu gravierenden Problemen in der Sekundarstufe führen. Diese Schwierigkeiten beim Mathematiklernen ziehen sich hinweg über sämtliche Altersstufen und Schulformen und es scheint daher nicht verwunderlich, dass jede Lehrkraft im Laufe ihrer Arbeit mit Schüler*innen mit besonderen Schwierigkeiten beim Mathematiklernen zusammentreffen wird.

Umso wichtiger ist es, dass angehende Lehrkräfte in Ihrer Ausbildung auf diese Problematik aufmerksam gemacht werden.


Konzeption des Seminars

Abgeleitet aus der dargestellten Problemlage orientiert sich die Konzeption an den folgenden drei Leitfragen, um die Studierenden zum einen auf ihre spätere Tätigkeit als Mathematiklehrer*in vorzubereiten und zum anderen eine bestmögliche Förderung der Schüler*innen im Rahmen des Projektes Mathe.Kind zu gewährleisten:

  • Wie äußern sich Schwierigkeiten beim Mathematiklernen?
  • Wie kann man diese diagnostizieren?
  • Wie kann eine adäquate, individuelle Förderung aussehen?

Um theoriebegründete Antworten auf diese Fragen geben zu können und zugleich eine praxisbezogene Erprobung der erarbeiteten Inhalte zu ermöglichen ist das Seminar in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert.

Im ersten Teil (Theorie) wird eine breite Grundlage für die Diagnose- und Förderarbeit mit den Schüler*innen im Mathe.Kind Projekt gelegt. Die Studierenden lernen hier an drei Blocktagen ausführlich Möglichkeiten kennen Schwierigkeiten beim Mathematiklernen zu diagnostizieren und sie werden gezielt darauf vorbereitet, eine Feindiagnose der genauen Problemlage eines Lernenden am Beginn einer Förderung durchzuführen. Hierfür wird auch immer wieder mit Videosequenzen und praxisnahen Beispielen gearbeitet.
Weiterhin soll in diesem ersten Teil ein „Werkzeugkasten“ für die spätere Förderung erarbeitet werden, mit dessen Hilfe, die Studierenden gewinnbringende Fördersitzungen planen und durchführen können.

Im zweiten Teil (Praxis) wird dann das erarbeitete Wissen angewendet wofür die Studierenden zunächst in Förderteams von je zwei bis drei Studierenden eingeteilt werden. Die Förderteams planen zunächst auf Grundlage einer durch die Seminarleitung durchgeführten Grobdiagnose eine Feindiagnose für ein ihnen zugeteiltes Förderkind und führen diese am Beginn des Semesters durch.
Basierend auf der festgestellten Lernausgangslage wird nun eine Förderplanung erarbeitet und die Studierenden führen diese mit dem Förderkind in ca. 10-12 Fördersitzungen durch. Begleitet wird die Förderung von einem Seminar, indem Raum für die Reflexion der durchgeführten Fördersitzung sowie die Vorbereitung und Besprechung der kommenden Fördersitzungen gegeben wird. Nach den einzelnen Seminarsitzungen erstellen die Studierenden wieder eine konkrete Förderplanung und erhalten von der Seminarleitung eine individuelle Rückmeldung mit Tipps und Überarbeitungshinweisen.


Seminarbestandteile

Durch die erfolgreiche Teilnahme am Mathe.Kind Seminar wird sowohl ein LN als auch eine MP innerhalb eines Semesters im Vertiefungsmodul Mathematikdidaktik (L2/L5 – M8-D4 und L3 M10-D4) abgeleistet. Somit wird das komplette Modul abgedeckt und es muss keine zusätzliche Veranstaltung zum vervollständigen des Moduls besucht werden.

  • 3 Blocktage vor Vorlesungsbeginn
  • wöchentliches zweistündiges Seminar
  • wöchentliche einstündige Förderung

Die genaue Organisation des Seminars wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Die Teilnahme an den Blockveranstaltungen und der wöchentlichen Förderung ist für alle Teilnehmenden obligatorisch.


Prüfungsformen und zu erbringende Leistungen

1. Teil (Blocktermine):

  • Aktive Teilnahme am Seminar
  • Bearbeitung kleinerer Übungen im Rahmen des Seminars
  • Planung einer Feindiagnose auf Grundlage einer durch die Seminarleitung durchgeführten Grobdiagnose (Leistungsnachweis)

2. Teil (Förderphase):

  • Aktive Teilnahme am Begleitseminar (höchstens zwei Fehltermine)
  • Durchführung und Auswertung der Feindiagnose
  • schriftliche Planung und Durchführung und Beobachtung der ca. 10 Fördersitzungen, ausführliche Reflexion der Förderung anhand ausgewählter Videosequenzen im Seminar (die Seminarleitung steht bei Fragen jederzeit unterstützend zur Seite)
  • Konzeption und Auswertung der Abschlussdiagnose
  • Abschlussbericht (Förderportfolio) für die Eltern bzw. Lehrkräfte und für eine eventuelle weitere Förderung (Modulprüfung: benotet)